Smart Citys anders denken

Toronto macht's vor. Die kühle Vision eines technologisch hochgerüsteten Stadtteils wird nun als sozial- und ökologisch smarte City völlig neu - und zukunftsweisend - geplant

In Amerika ist bekanntlich alles möglich. Da soll doch ein genialer Techniker eine Landwirtschaftsmaschine erfunden haben, die einfach alles kann, vollkommen autonom: sie beackert den Boden, bringt die Saat aus, wässert, spritzt, erntet und ... frisst die Ernte am Ende sogar selber auf. Technik strebt offenbar zur Selbstgenügsamkeit. 

Vermutlich gilt das auch für Kriege, die gerade so hoch im Kurs sind. Die werden bald ebenfalls vollautomatisiert geführt. KI gesteuert werden befeindete, unbemannte Artillerieverbände - also unbemannte Panzer, Mörser, Drohnen etc. - auf freiem Feld wie die Kesselflicker aufeinander eindreschen. Und Aufklärungsdrohnen zeigen dann allabendlich Youtube-Videos über den je aktuellen Stand an der Front. Ein Witzbold, wer da meint, dann könne man Kriege ja gleich nur noch computersimuliert führen. Würde natürlich die Frage aufwerfen, inwiefern Kriege dann überhaupt noch sinnvoll sind.   

Die Technik schickt sich also an, in vielerlei Lebensbereichen vom Normal-Menschlichen abzuheben. Das freilich eröffnet die Chance, darunter wieder das Ur-Menschliche neu zu entdecken, sich rückzubesinnen auf's echte Leben. 

Ein Stückweit ist das so in großem Maßstab bereits geschehen - in Toronto (Kanada). 

Das neu zu bebauende Gelände in Toronto

Dort wollten Stadtplaner die noch wenig bebaute Quayside direkt am Ontario-See zu einer schnittigen, technisch hochgerüsteten 'Smart City' aufbauen, von A-Z durchfunktionalisiert im kühlen Charme des Futurismus. 

Die Pläne lagen vor, ... und dann kamen Zweifel: Wer fühlt sich darin eigentlich wohl? Widerstände wurden laut und schließlich unüberhörbar: Ein von allen Unperfektheiten bereinigtes, nirgends mehr zur Improvisation einladendes Viertel? Das ist doch herz- und lieblos, hölzern, mechanistisch. Grrr. 

Und also wurden die Pläne samt und sonders eingedampft zugunsten eines komplett alternativen Gegenentwurfs: Ein grünes Viertel, smart im ökologischen und sozialen Sinne, mit ganz viel Wohlfühlfaktor. Der Begriff 'Smart', wie ihn einst IBM vorbuchstabiert hatte, erhielt auf einmal eine neue, an unverstellt menschlichen Lebensbedürfnissen orientierte Bedeutung. Im aktuellen Entwurf sind jetzt viele reale, freundliche Begegnungsplätze vorgesehen, Räume auch für's Verweilen und für die Ruhe inmitten des Tumults, und für das Zufällige. Denn das Zufällige ist laut Albert Schweitzer ja das Pseudonym Gottes, wenn er anonym bleiben möchte - und 'der Alte' soll doch auch mit Regie führen können. Die Idee ist extrem inspirierend. Und zukunftsweisend! 

Nachlesen kann man das alles in dem schönen, mutmachenden Artikel auf technologyreview.com. Der ist zwar auf englisch geschrieben, aber ein Rechtsklick auf der Seite und den Menüpunkt "auf Deutsch übersetzen" auswählen, schwupps, schon hast Du ihn auf deutsch. 

Sollte in Deiner Stadt naiv fortschrittgläubig die Idee diskutiert werden, sie in eine Smart-City umzufunktionieren, dann leite den Initiatoren diesen Artikel (oder diese bvmde-Seite) weiter. Vielleicht führt das ja auch zu einem Umdenken. 

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