Dass Handys keine Tumore auslösen, beweist die Studie aus mehreren Gründen nicht, hat diagnose:funk analysiert
Von März bis Juni 2022 wurde von deutschen Medien flächendeckend eine dpa-Meldung publiziert, die UK Million Women Studie des Teams um Joachim Schüz (einer der Autoren der ICNIRP 2020 Richtlinien) habe bewiesen: Handy verursacht keine Tumoren. Bereits 2006 und 2011 publizierte Schüz die Dänische Kohortenstudie mit gleichem Ergebnis. Die Studie wurde in der Fachwelt bis hin zur WHO als nicht aussagekräftig kritisiert (s.u.).
Die Studie beweist allerdings aus zwei Gründen nicht, dass Handynutzung keine Tumore auslöst:
1. In der Studie wurde die Gruppe, die für ein erhöhtes Hirntumorrisiko überhaupt in Frage kommt, nämlich Langzeit - und Vielnutzerinnen (1.640 Stunden kumuliert), unzureichend analysiert. Die Entwarnungsbotschaften in den Medien beruhen auf den Daten von Wenig-Nutzerinnen, aus denen keine Schlüsse für ein Tumorrisiko gezogen werden können.
2. Die UK Million Women Studie ist eine epidemiologische Studie, die mit Fragebogen arbeitete. Sie kann keine kausale Aussagen im Sinne eines Beweises treffen. Studien, die nach den wissenschaftlichen Bradford-Hill-Kriterien im Zusammenhang mit Ergebnissen aus in-vivo und in-vitro Studien abgeglichen werden, kommen zu dem Ergebnis: für Viel- und Langzeitnutzer besteht ein erhöhtes Tumorrisiko.
Fazit von diagnose:funk:
Niemand behauptet, jeder Handynutzer bekomme einen Hirntumor. Diesem Risiko sind nach dem Stand der Wissenschaft Lang- und Vielzeitnutzer ausgesetzt, deren Anzahl allerdings seit dem Beginn des Smartphone-Zeitalters zugenommen hat. Diese Untergruppe, die aussagekräftige Hinweise hätte liefern können, wird in der UK Million Studie nicht separat analysiert und bewertet. Diese brisanten Daten, die die UK Million Women Studie quasi im Kleingedruckten liefert, wurden in einem >>> zweiten Artikel ausgewertet.