5G - Wenn die Masten näher kommen
Leserbrief zum ganzseitigen „Campus spezial“ in der Weihnachtsausgabe vom 24.12.2019, von Hans-Wolfgang Brassel.
Für das von Professor Michael Frey entwickelte Bürgerbeteiligungsmodell wird von der Landesregierung ein Bildungsinstitut (hier die Hochschule Kehl) beauftragt, damit die Forderungen der Mobilfunkindustrie ohne weitere Verzögerungen des Vorhabens eins zu eins erfüllt werden können.
Hat sich Michael Frey, Professor für Rechts- und Kommunalwissenschaften, jemals mit den Richtwerten für elektromagnetische Strahlung auseinandergesetzt? Ist ihm bekannt, dass bundesweit flächendeckend Ärzteappelle und Petitionen gegen 5G laufen, die nur das eine Ziel haben: „Kein 5 G ohne Technikfolgenabschätzung und Umweltprüfung“? Ist Herr Frey informiert, dass die belgische Umweltministerin den weiteren Ausbau von 5 G im Land untersagt hat, weil sie ihre Landsleute nicht als Labormäuse missbraucht
haben will? Die Einführung von 5 G wird als größter Menschenversuch aller Zeiten bezeichnet!
Bei den Behauptungen im Artikel, Ärzte hätten sich an Ministerien angekettet, gewaltsame Demonstrationen hätten stattgefunden, Studien würden bewusst missinterpretiert, Gelbbauchunken und Fledermäuse auf dem Rathaus sollen zu Verzögerungen der Vorhaben führen - da ist Professor Frey der Mobilfunkindustrie gehörig auf den Leim gegangen. Die Behauptungen sind schlichtweg falsch.
Die ‚reale Situation‘ sieht heute so aus: Politiker und Mobilfunkindustrie tragen wie eine Monstranz die Grenzwerteinhaltung vor sich her, die bekanntlich nur auf physikalische (thermische) Einflüsse eingeht, die biologischen Effekte jedoch völlig negiert. Kein Wort über die gesundheitlichen Gefahren permanenter Strahlung für Babys, Kinder, Jugendliche, alte Menschen, Kranke und Elektrohypersensible, die wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen sind.
Michael Frey’s Credo ist ausschließlich volkswirtschaftlich begründet: unbedingtes Wachstum, größere Datenmengen, autonomes Fahren, Deutschland darf international nicht hinterherhinken. Ich finde im Artikel keine sozialen und gesundheitlichen Aspekte. Insofern kann ich Herrn Professor Frey als Wissenschaftler nicht ernst nehmen, da eine umfassende wissenschaftliche Recherche fehlt. Es gibt genügend industrieunabhängige Foren, die auf die Gefahren von 5G hinweisen: Kompetenzinitiative, Stiftung Pandora, Diagnose Funk, Ärzte und Mobilfunk, Ärzteinitiative Mobilfunk, Attention 5G u.v.m. Der Aufbau von Informationsveranstaltungen mit der Bildung von Gesprächsinseln ist zu begrüßen.
Zusammengefasst: So lange die Mobilfunkindustrie und die Politik keine industrieunabhängige Technikfolgenabschätzung und Umweltprüfung vorlegen kann, ist der weitere Ausbau der 5G-Technologie zu stoppen. Der Ausbau des Glasfasernetzes ist voranzutreiben.
Artikel 2/2 des GG: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich.“ Dies gilt auch für Kinder, Jugendliche, alte Menschen und Kranke! Dürfen Industrieinteressen das Grundgesetz aushebeln – und dies voll unterstützt von der Bundes- und Landespolitik?