Gegendarstellung zur ZDF-Info-Sendung über Verschwörungen: Klimalüge, Pandemie und 5G.
Die Sendung wurde ausgestrahlt am 04.08.2023 und verharmlost die Risiken der Digitalisierung für die Demokratie
Im Rahmen der sechsteiligen Doku-Reihe "Verschwörungen - Die Wahrheit der Anderen" wird In der Folge 5 ab Minute 26:00 die Meinung, dass mit der Digitalisierung und 5G eine Totalüberwachung droht, als Verschwörungstheorie bezeichnet. Menschen mit Elektrohypersensibilität (EHS), die ihre Krankheit auf die Strahlung zurückführen, werden als nur rein psychisch Kranke diskriminiert.
Dabei werden Erkenntnisse sowohl aus der Soziologie und Politologie über die Folgen der Digitalisierung und Big Data als auch aus der Forschung zu Wirkungen der Mobilfunkstrahlung in politischen Dokumenten wie den Berichten zur Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages und des Technikfolgenausschusses STOA des EU-Parlaments ignoriert. Die Sendung verharmlost antidemokratische Risiken der Digitalisierung, unterschlägt den internationalen Stand der unabhängigen Mobilfunkforschung.
Die verantwortliche Redaktion dieser Sendereihe bedient sich hier genau der populistischen Mittel, die sie eigentlich kritisch hinterfragen will.
Die Verbraucherschutzorganisation diagnose:funk hat hier völlig zu Recht Programmbeschwerde eingelegt:
Das ZDF beschränkt sich selber darauf, mit einem nichtssagenden - vorgefertigten - Standardtext auf Briefe hin zu reagieren...
...wir möchten mit unserer Dokumentation niemand diskriminieren... und ...Unsere
Produktionen werden immer mit sehr großer Sorgfalt erstellt...
Dem BVMDE hat das ZDF immerhin auch eine individuelle Antwort geschickt:
Lieber Herr xxx,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 18.9. und entschuldigen Sie bitte die späte Rückmeldung. Gegenstand Ihrer Anmerkungen ist die Doku "Klimalüge, Pandemie und 5G", eine Folge der 6-teiligen Reihe "Verschwörungen - Die Wahrheit der Anderen". Diese ist eine Auseinandersetzung mit der verschiedenen Quellen und Ausgangspunkten, die
am Ende immer wieder zu den selben Verschwörungsmythen rund um Bevölkerungsaustausch, geheime Weltregierungen und Geheimgesellschaften, Qanon und am Ende häufig antisemitischen Erzählungen führen. Beispielhaft wurde am Beispiel des Interviewpartners Ulrich Weinert gezeigt, wie aus der berechtigten
Diskussion um Elektrosmog-Grenzwerte und Elektrosensibilität Verschwörungserzählungen befeuert werden* (fett vom bvmde e.V.),
die an den Grundfesten des demokratischen Systems rütteln - verstärkt durch Medien, die diese Erzählungen gerne bündeln und weitertreiben.
Herr Weinert steht stellvertretend für solche Entwicklungen, aber keinesfalls für die Betroffenen. Diese Interviewpassagen dienen dem Aufzeigen der typischen Dynamik beim Einstehen von Verschwörungserzählungen, die grundverschiedene Inhaltspunkte willkürlich vermischt und zu sachlich stark übertriebenen Folgerungen führt. Wir
beziehen uns bei der Einordnung der Elektro-Sensibilität auf das Bundesamt für Strahlenschutz und formulieren ganz neutral, dass sich zwei Prozent der Bevölkerung als elektrosensibel bezeichnen. Auch die Einschätzung zur Gefährlichkeit von Handystrahlung gibt die offizielle Einschätzung des BfS wieder. Der Film ist keine Diskussion des Forschungsstandes zum Thema, da in der gesamten Reihe auf die Quellen von Verschwörungsmythen eingegangen wird. Das ist das Thema der Sendung und der anderen Folgen. Eine Auseinandersetzung mit dem
umfassenden Thema Elektrosensibilität ist daher auch aus Zeitgründen nicht möglich.
Ich hoffe dabei auf Ihr Verständnis und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen
Michael Scheuch
* Kommentar des bvmde e.V.: dieser Satz stellt zwar ein Zugeständnis dar an berechtigte Mobilfunkkritik, aber: Im Beitrag kommt das Ganze so rüber, dass die Betroffenen sich den Zusammenhang ihrer Leiden mit der Strahlung bloß einbilden und dass allein schon der Hinweis auf die Risiken der gepulsten Handystrahlung reine Verschwörungstheorie sei! Außerdem bezieht sich die Antwort auf das BfS als maßgebende Autorität, ohne deren Verfilzung mit der
Industrie zu berücksichtigen...