Plädoyer für ehrliche Debatte über funkbasierte Technologie

Leserbrief zum Artikel „Vodafone plant Riesen-Mast auf freiem Feld“ von Andrea Gräpel, vom 23.3.2023 im Merkur

In Ihrem Artikel „Vodafone plant Riesen-Mast auf freiem Feld“ drücken Sie zu Recht Ihre und die Skepsis der Andechser Gemeinderäte aus, dass ein über 43 Meter hoher Sendemast am Rand von Machtlfing gebaut werden soll. Die Gesetzeslage sei so, dass die Errichtung von Mobilfunkanlagen im Außenbereich eines Ortes sogar „privilegiert zulässig“ sei. Da frage ich mich, wo bleibt der Natur- und Umweltschutz, wenn es keine Möglichkeit gibt, Sendemasten in landschaftlich idyllischen Gebieten zu verhindern? Muss oder wollen wir wirklich alle Lebensbereiche dem Primat der digitalen Verfügbarkeit unterordnen? Haben sich Anwohner und Erholungsuchende dem Diktat der Mobilfunkbetreiber zu beugen? Vermeintliche Funklöcher ließen sich in den meisten Fällen durch die Einführung eines nationalen Roaming schließen, d.h. mehrere Anbieter teilen sich nicht nur einen Mast, sondern auch die Funktechnologie auf dem Mast. Warum ermöglicht die Bundesregierung dies nicht? Wir müssen nicht immer und überall neu bauen. Das internationale Roaming funktioniert technisch ja auch bestens. Aber damit ist das Thema noch nicht erschöpft.

Neuere Studien, z. B. die Stoa-Studie, die von der EU in Auftrag gegeben wurde, belegen ganz klar die zellschädigende Wirkung von Mobilfunkstrahlung. Es gibt Studien und Beobachtungen, die eine eindeutige Verbindung zeigen zwischen Mobilfunkexposition und der stark verminderten Milchproduktion von Kühen, bis hin zu Fehlbildungen bei Kälbern und Schweinen. Ebenso deuten Studien und Beobachtungen auf das Bienen- und Insektensterben durch elektromagnetische Strahlung. Die schädigende Wirkung dieser Strahlung lässt sich auch bei Bäumen beobachten, die in direkter Strahlrichtung von Mobilfunkmasten stehen. Der Baum stirbt langsam von der zugewandten Seite her ab. Hier drängt sich die Frage auf: Wie kann es sein, dass dieses Risiko und Gefährdungspotenzial nicht öffentlich und in der Politik diskutiert wird? Warum werden Anwohner und Landwirte nicht vorab über längst bekannte und unabhängig nachgewiesene Schadenspotenziale informiert? Da hilft auch nicht der gebetsmühlenartige Verweis auf die eingehaltenen Grenzwerte, die in Deutschland im Vergleich zu den meisten anderen Ländern am höchsten sind. Denn Schäden werden schon weit unterhalb der Grenzwerte festgestellt. Außerdem beziehen sich die Grenzwerte für Mobilfunk nur auf die physikalische Wärme- und nicht auf die biologische Wirkung des immer breiter werdenden Frequenzmix, nicht auf Dauerbestrahlung, nicht auf Pflanzen und Tiere und auch nicht auf Kinder und vulnerable Gruppen.

Ich plädiere für eine breite und ehrliche Debatte über funkbasierte Technologie sowie einen sofortigen Ausbau-Stopp von 5G und allen weiteren „G‘s“. Welchen Nutzen hat die Bevölkerung davon wirklich und welche Schäden verursacht sie? Schließlich haben einige hochkarätige IT-Experten gerade einen Aufruf gestartet und einen vorläufigen Stopp für die Künstliche Intelligenz Chat GPT gefordert, weil zu befürchten ist, dass sich diese Technologie gegen uns Menschen wenden könnte. Ich wünsche mir eine vergleichbare öffentliche Diskussion und das einfordern eines Bau- und Ausbaustopp, bis die Unbedenklichkeit dieser Technologien industrie-unabhängig nachgewiesen wird!

>